Gleichsam über Nacht ist an der Moosstraße eine Sporthalle für Basketballer und andere Sportler entstanden. Sie findet bei den Jugendlichen großen Anklang und kann für Projekte aller Art gemietet werden. Möglicherweise wird sie in einigen Jahren ab- und neben der brose Arena in vergrößerter Form wieder aufgebaut.
Früher wurden hier Hunderte von Hektolitern Bier gestapelt. Das war vor der Insolvenz von Maisel-Bräu. Heute zielen Jugendliche auf den Korb und nicht nur sie. Der Belegungsplan der Lagerhalle an der Moosstraße ist so proppenvoll, dass man meinen könnte, die Halle gäbe es schon ewig. Frauen machen Gymnastik, der Verein Kulturmosaik spielt Fußball. Betriebssportler sind da. Dazwischen immer wieder offenes Basketballspielen.
Und doch handelt es sich um ein Angebot, das Bamberg gleichsam über Nacht ereilt hat, eine Metamorphose und auch ein kleines Wunder: Seit Jahren herrscht in Bamberg mit seinen vielen Basketball-Jugendmannschaften ein eklatanter Mangel an Trainingshallen. Eine Spielstätte für offene Sportveranstaltungen gab es bisher noch gar nicht. Wie aber baut man eine Sporthalle ohne Geld? Wie verschafft man den jugendlichen Basketballern mehr Spielzeiten ohne Spielzeiten? Antwort: Man baut keine neue Halle. Man nutzt eine alte.
Die Vorgeschichte ist deshalb etwas kompliziert: Die Postler Projektentwicklungs GmbH kaufte 2008 die Liegenschaften der Maisel-Bräu vom Insolvenzverwalter und damit auch die Halle. Doch statt Miete zu kassieren, stellte das Wohnbauunternehmen die Halle dem Verein Innovative Sozialarbeit (Iso), einem Jugendhilfeträger mit Sitz in der Geisfelder Straße, zur Verfügung.
Postler stiftete die professionellen Korbanlagen und Holger Geschwindner, Berater von Basketball-Star Dirk Nowitzki, des Schirmherrn des Projekts Baskidball, spendierte den Boden, immerhin ein Parkett, auf dem schon die Basketball-Nationalmannschaft gespielt hat.
Der 16-jährige Eugen Katzendorn hat die Sporthalle schon zwei Mal in einer freien Gruppe zum Fußballspielen genutzt. „Das ist ein perfektes Angebot. Ich hätte sonst keine Alternative gehabt“, sagt der Schüler an der Erlöserschule. Auch Norbert Ritli, 23-jähriger Basketballer, findet es „riesig“, dass es in Bamberg jetzt ein solches Angebot gibt. „Endlich haben wir eine Option, in der Halle Streetball zu spielen. Das mit Erstliga-Körben und mit einem richtig guten Boden. Bisher gab es das in Bamberg nicht, einfach wunderbar. “
Bei der Stadt rannten die Förderer des Jugendsports offene Türen ein: „Das war ein Geschenk an die vielen Jugendlichen, die von der Basketballstiftung profitieren,“ sagte Sportreferent Werner Hipelius: „Wir haben die Spielstätte deshalb schnellstmöglich genehmigt.“
Auch ehemals Brose-Baskets-Manager Wolfgang Heyder ist begeistert über die neuen Kapazitäten, die sich seit Anfang Februar auftun. Laut Heyder ist gerade das nicht von Vereinen organisierte Basketballangebot, ein „erfolgreicher Weg, um Jugendliche von der Straße zu holen“ und ihnen neue Perspektiven zu geben.
Begleitet wird das Experiment von Matthias Gensner von Iso: „Sport treiben, Spaß haben, sich gemeinsam auspowern, Zeit sinnvoll verbringen“, sind die Anliegen, die der Sozialpädagoge mit dem Projekt verfolgt. Die Nutzung ist nicht auf Basketball beschränkt. Jeder kann sich unter www.baskidhall-bamberg.de über die Belegungszeiten informieren und Termine reservieren lassen. Die Halle steht von 9 bis 22 Uhr zur Verfügung. Die Mieteinnahmen fließen ausschließlich in die Betriebskosten und Angebote der Halle.
Bisher haben sich die Erwartungen von Gensner und Basketball-Mäzen Geschwindner erfüllt. Vor allem am Wochenende ist viel los an der Moosstraße. Dass die Hallen keine Duschen und Umkleideräume besitzt, stört offenbar wenige. „Die Jugendlichen finden es cool, in einer Lagerhalle in einem Industriegebiet Basketball zu spielen“, hat Gerhard Haßfurter, Geschäftsführer der Postler Projektentwicklungs GmbH & Co. KG, festgestellt.
FT-Artikel als pdf: Wundersame Wandlung einer Bierhalle